Kennst Du Widerstand?
Du hast gute Laune, bist mit dir und der Welt in Reinen und plötzlich wendet sich das Blatt? Du freust dich auf deine erste Lohnabrechnung in der neuen Firma, doch mit der Auszahlung scheint etwas nicht zu stimmen. Der Betrag stimmt nicht mit der vereinbarten Summe überein. Du meldest dich per Mail in der Finanzabteilung, jedoch erhältst du auch nach Tagen keine Antwort.
Wie gehst du mit solchen Situationen um?
Also, meine erste Reaktion in solchen Situationen ist es, in den Widerstand zu gehen.
Mir gehen Gendanken durch den Kopf wie:
„Wie ignorant kann man denn sein? Ist es denn so schwierig, den richtigen Betrag zu überweisen? Bin ich es nicht wert, eine Antwort zu bekommen?“ Und dann fühle ich mich schlecht.
Ich fühle, wie mir Hitze aus dem Bauch in den Kopf steigt, mir die Kehle zu schnürt und fühle einen Stich im Herzen.
Aber warum ist das so?
Ich habe für mich gelernt, dass diese körperlichen Zeichen bei mir der Hinweis darauf sind, dass sich da ein oder mehrere Gefühle zeigen möchten. Da ich diese jedoch nicht haben möchte, halte ich sie unbewusst fest und das ist bei mir der Widerstand.
Hast du dir schon einmal überlegt, dass dieser Widerstand, der sich da zeigt, eine von dir selbst installierte Schutzfunktion sein könnte? Dass er bewusst dazu gedacht ist, dich vor dem Kontakt mit deinen Gefühlen zu schützen?
In meiner Kindheit war es so, dass es nicht gern gesehen war, wenn ich wütend wurde. Auch Trauer oder Angst wurde mit «das ist doch nicht so schlimm» abgetan. Damals habe ich für mich entschieden, dass diese Gefühle nicht in Ordnung sind und nicht so sein dürfen. Ich habe mich mit meinen Gefühlen identifiziert und angenommen, dass ich selbst nicht in Ordnung bin und nicht so sein darf.
Höflich sein, nett, zuvorkommend, genügsam, gut gelaunt und freigiebig mit allem, das waren gern gesehene Qualitäten. Doch vermeintlich negative Gefühle wurden negiert oder sogar bestraft.
Also habe ich die Strategie des Verdrängens gewählt. Doch hier kommt das Gesetz, dass Druck einen Gegendruck erzeugt, zum Zuge.
Bei mir zeigte sich dieser Gegendruck in körperlichen Beschwerden wie Übergewicht, einer Autoimmunerkrankung mit täglichen Schmerzen und depressiven Phasen.
Mit dem Tool des «da sein Lassens» habe ich da für mich einen Ausweg gefunden.
Probiere es aus!
Wenn du merkst, dass du in den Widerstand gehst, gönn dir, wenn möglich, Abstand zur Situation.
Bringe Distanz zwischen dich und dein Gegenüber, gehe einen Moment auf die Toilette, den Balkon oder in die Küche.
Wenn du magst, schliesse deine Augen, zähle auf drei und spüre in deinen Körper hinein.
Wo in deinem Körper stellst du eine Veränderung fest? Wie genau nimmst du deinen Widerstand wahr, ist da ein Druck, ein Schmerz oder eine Unruhe?
Stell dir einmal vor, dass dort wo du Druck oder Schmerz empfindest, etwas festgehalten wird. Vielleicht kommt da auch eine Angst auf, dass etwas explodieren und dir um die Ohren fliegen könnte. Mach dir bewusst, dass es sich nur um ein Gefühl handelt und dir nichts passieren kann.
Und jetzt stellst du dir vor, dass dieser Druck oder Schmerz wie ein Schaumstoffball aussieht, der feste zusammengedrückt wird. Schau dir dieses innerliche Bild einmal genauer an. Wie groß ist der Ball, welche Form und Farbe hat er und wer drückt ihn da zusammen? Schau mal, ob du den Druck auf diesen Ball beeinflussen kannst, vielleicht sogar vollständig lösen kannst, so dass er sich ausbreiten und wieder zu seiner eigentlichen Größe zurückkehren kann.
Fühlst du einen Unterschied? Verändert sich etwas?
Vielleicht kannst du spüren, wie es in dir leichter, ruhiger oder friedlicher wird.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
Herzliche Grüße